Bo Burnhams „Welcome To The Internet“ lebt zur Zeit mietfrei in meinem Kopf
Ich hatte Bo Burnham bis vor kurzem überhaupt nicht auf dem Schirm. Kann sein, dass mir sein Programm „Happy“ von 2016 irgendwann mal auf Netflix angezeigt wurde, aber gesehen hatte ich es bis dahin nicht. Nun hatte jener Streaminganbieter das neue Programm „Inside“ des Comedian im Angebot.
Dieses eineinhalbstündige Werk ist auf jeden Fall bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass Burnham das ganze alleine mit geringstem Aufwand in der pandemiebedingten Isolation erschaffen hat. Das beklemmende Gefühl der Isolation und auch Selbstreflektion, welches vielen zur Zeit wohl nur zu bekannt vorkommt, hat er in der Inszenierung seiner eigenen Verlotterung und mentalen Dünnhäutigkeit gut auf den Punkt gebracht. Während er in seinem alten Programm noch den schlacksigen Mittzwanziger auf der Bühne gab, mutiert er hier über die Zeit des Programms zu einem depressivem Lebowsky Dude.
Nach nun fünf Jahren Pause von der Comedybühne hat er hier etwas abgeliefert, was durchaus in der medien- und gesellschaftskritischen Tradition seines vorherigen Werkes steht, jedoch ist er anscheinend aufgrund der Limitation und der besonderen Umstände über sich hinausgewachsen. Und das ist für mich auch ein Grund, ihn als extrem talentiert und kreativ einzuschätzen.
Aber soviel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben, sondern nur dieses Stück mit euch teilen, dass Bo Burnham über das Internet geschrieben hat. Ich bekomme dabei Disney-Bösewicht-Vibes. Im Grunde ist es ein Musicalstück mit einem sinistren Zirkusdirektor in der Hauptrolle, der einen in die Aufmerksamkeits-Freakshow des Internets locken will. Und es geht mir seit Tagen nicht aus dem Kopf!