„e-Stop“ – Neuinterpretation einer alten Zeichnung

Ich hatte in den mittleren/späten 90ern eine recht kreative Phase, in der ich meine Ideen zur Zukunft der Menschheit in Bleistiftzeichnungen festhielt. Aus heutiger Sicht war meine Technik durchaus autodidaktisch naiv, aber mein Enthusiasmus füllte eine dicke Mappe, mit Visionen zu Automobildesign, Technologie oder auch einfach nur Alltagssituationen aus der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts.

Zu einer dieser Momentaufnahmen gehört diese Zeichnung zweier Reisender, die irgendwo an einer Auto-Ladestation pausieren, bis ihr Akku und der ihres Autos wieder aufgeladen ist. Das Motiv müsste so um 1997/98 entstanden sein.

Ich habe keine Ahnung, was die beiden vorhaben, aber der Frau nach zu urteilen kommen die beiden gerade von einer TRON-Convention, oder fahren da hin. Landschaftlich könnte es irgendwo in Belgien oder Nordfrankreich sein, da kaum Landschaft vorhanden ist. Die einfache Fluchtpunktperspektive betont dazu die Weite der Landschaft. Das Nummernschild weist auf jeden Fall auf europäische Union hin und anscheinend handelt es sich auch um eine Wasserstoff-Tankstelle, was aus heutiger Sicht doch recht unwahrscheinlich ist. Aber Coca Cola ist auch nach 2050 noch allgegenwärtig, was sogar ziemlich wahrscheinlich ist.

Fast ein viertel Jahrhundert lagen meine Zeichnungen nun in der Mappe. Und wenn ich ab und zu über die alten Bilder schaute, hatte ich des Öfteren die Idee, diese mal neu zu interpretieren. Seit letztem Jahr, seit ich mir das Tablet angeschafft habe, hatte ich ja ein paar wenige Motive erstellt, was sich aber in Grenzen hielt. Es hat seit dem letzten Motiv fast ein Jahr gebraucht, bis die Inspiration mir genug Energie gab, wirklich einmal an eine Neuinterpretation eines alten Motivs zu wagen.

Und so habe ich als erstes Bild basierend auf meinen Zeichnungen, diese Tankstellen-Situation genommen und mit meinen jetzigen Möglichkeiten umgesetzt. Es ist noch nicht perfekt, aber das digitale Malen ist ja auch ein Lernprozess und das ist nun mal der jetzige Stand der Dinge. Mal sehen, wie ich in 25 Jahren dazu stehe.

Wie man sieht hat sich am Setting einiges geändert. Die beiden Passagiere warten jetzt in Arizona (?) auf die Aufladung, die hoffentlich schneller geht als in dem alten Bild. Zumindest handelt es sich um eine elektrische Variante, die komplett automatisiert vonstattengeht. Aber anscheinend ist immer noch genug Zeit schnell einen Apfel zu essen und sich eine Erfrischung aus dem Automaten zu ziehen.

Die größte Herausforderung war die Licht- und Schattensetzung, die an einigen Stellen bestimmt nicht so realistisch ist, aber wie gesagt, es ist alles ein Prozess. Manche Erkenntnisse entstehen während der Kreation und werden im nächsten Motiv dann schon selbstverständlicher übernommen (hoffe ich zumindest). Dafür müsste ich aber wahrscheinlich auch mehr als zwei Motive im Jahr schaffen, um routinierter zu werden. Mir persönlich gefällt die vage Darstellung der Getränke und Snacks in dem Automaten. Super einfach gehalten, aber ich kann mir die Wasserflaschen in der Mitte genau vorstellen.

Die große Frage an dem Bild ist, welche Farbe hat das Auto? Blaugrau? Silber? Verchromt? Und warum parkt der Honk so beschissen? Aber offenbar ist es für den Auflade-Roboterarm kein Problem in einem gewissen Umkreis den Plug zu finden.

Das Motiv ist auch unter Digital Painting im Portfolio hinterlegt.