Logogestaltung gegen Rassismus
Heute las ich den Artikel Rassismus in der Espressotasse in der SZ, der hauptsächlich das rassistische Logo der italienischen Kaffemarke Lucaffé behandelte. Jedoch kam auch ein deutsches Beispiel der hannoveraner Kaffeemarke Machwitz zur Sprache. Zugegeben hatte ich von denen zuvor noch nie gehört, aber wie man der Webpräsenz entnehmen kann, ist das Logo dieses Kaffeerösters höchst problematisch. Die Inhaber des Unternehmens sehen das laut eines Artikels der Hannoverschen Allgemeinen anders, sind aber wohl diskussionsoffen. Gut.
Bei sowas kitzelt es mich ja im Gehirn und in den Fingern und ich fange an, wie jede/r gute Gestalter/in, darüber nachzudenken, wie man aus der gegebenen Situation machen kann. Denn das sollte einer der grundsätzlichen Antriebe einer/s Grafikdesigners/in sein; die Welt visuell besser zu machen, als er/sie sie vorfindet. Daher habe ich mich dann auch ungefragt an ein Redesign des Logos der Firma Machwitz gemacht.
Basis
Ausgangspunkt für meine Überlegung war die drei Karikaturen afrikanischer Menschen zu entfernen, jedoch den Wiedererkennungswert der Marke beizubehalten bzw. durch eine Neugestaltung auf andere Art neu zu definieren.
Das zweitprägnanteste Merkmal der Marke ist die horizontal ausgerichtete Raute, welche den Markennamen einfasst. Diese wollte ich als Grundlage beibehalten.
Die bisherige Schriftart, bei der es sich um eine serifenlose Linear-Antiqua handelt (in fett und leicht kursiv), atmet den Charme der 70er Jahre und der Begriff „Grotesk“ passt hier in fachlicher wie ästhetischer Hinsicht. Um hier einen Kompromiss im Sinne des Wiedererkennungswertes zwischen gegebener Vorlage und gestalterischen Anspruch zu finden, suchte ich eine Schrift, die sowohl ähnlich prägnant aber auch einer traditionellen Kaffeerösterei angemessen ist.
Meine Recherche führte mich zur ‚Ratio Modern‘ eine klassizistische Antiqua mit sehr starken Grundstrichen, die durch sehr schmale Haarstriche und Serifen kontrastiert werden. Ebenso hat dieser Font wohl durchdachte Ligaturen, die in diesem Fall beim ‚tz‘ am Ende sehr gelegen kamen. Der Markenname mit Zusätzen ist in drei Zeilen aufgeteilt. Der Name „Machwitz“ in der Ratio Modern ExtraBold, darunter ‚Kaffee‘ in der Ratio Modern Small Caps und abschließend das ’seit 1883′ in der Ratio Modern Italic.
Die drei Figuren aus dem Ursprungslogo bleiben nur noch als Reminiszenz in Form von einer Triade aus Kreisen, bei der die Assoziationen weiter ausgelegt werden können. Zum einen kann es weiterhin für die drei Personen stehen, oder z.B. auch für den Lauf der afrikanischen Sonne über den Kaffee-Plantagen. Ebenso ließe sich hier auch eine Beziehung zwischen Hersteller, Verkäufer und dem Endkunden assoziieren.
Farbe
Die Farbgebung des alten Logos scheint mutmaßlich der bereits zuvor erwähnten 70er-Jahre-Ästhetik geschuldet zu sein, jedoch kann man die schwarz-gelb-roten Färbung auch als einen Verweis auf die Flagge Ugandas und dem Ursprung des Kaffees ansehen. Daher bezog ich diese Farben mit ein in die Neugestaltung, um diese in den rautenförmigen Rahmen mit einfließen zu lassen.
Feinschliff
Für die aber eigentlich primäre neue Variante des Logos interpretierte ich das Rot und Gelb als goldene Varianten und versah die schwarze Oberfläche für mehr Plastizität noch mit einem leichten Schattenverlauf, ebenso bekam die Schrift noch einen subtilen Schattenrand. In dieser Form kann es dann für hochwertige Vierfarbdrucke auf Verpackungen oder in der Außenkommunikation des Unternehmens verwendet werden.
Fazit
Dies ist nur ein Beispiel, wie man es machen könnte. Es gäbe bestimmt noch so viele Möglichkeiten, wie es Gestalterïnnen gibt. Ich wollte damit nur zeigen, dass man, die eigene Marke nach vorne bringen kann und gleichzeitig fragwürdige rassistische Elemente hinter sich lässt und sich so unnötige Diskussionen erspart, die dem eigenen Image nur schaden. Natürlich reicht dafür nicht nur das Aufpolieren eines Logos, da muss auch schon die entsprechende Geisteshaltung der Firmenbetreiber gegeben sein. Gerade in diesem Produktumfeld gehören ja auch noch Fragen zur Nachhaltigkeit und zur sozialen Verantwortung gegenüber des Lieferanten dazu. Aspekte, die durchaus auch bei der Markenfindung und der Außenkommunikation bedacht werden sollten und am Ende auch noch zu ganz anderen Logos führen können.
Das Logo ist im Portfolio hinterlegt.